Die Affen rasen durch den Wald…
Was hat eine rasende Affenhorde mit Achtsamkeit zu tun?
Mehr als du denkst.
Um das rauszufinden, setze dich einfach hin und fange an zu meditieren. Dann wirst du nach kurzer Zeit mit dieser Affenhorde Bekanntschaft machen. Deine Gedanken werden wie eine wild gewordene Affenhorde durch deinen Kopf rasen und dich innerhalb kurzer Zeit so stark ablenken, dass all deine Vorsätze, dich auf deinen Atem oder was auch immer zu fokussieren, dahinschmelzen wie Butter in der Sonne. Das hast du sicherlich schon erlebt, oder nicht?
Falls du gedacht haben solltest, das geht nur dir so, kann ich dich beruhigen. Dieses Phänomen ist völlig normal. Zwar passiert es nicht bei jeder Meditation gleich ausgeprägt, aber in irgendeiner Form taucht es fast immer auf.
Unser Gehirn denkt eben, denn das ist seine Aufgabe. Und warum sollte es damit aufhören, nur weil du beschlossen hast, dich mit deinem Hintern auf ein Meditationskissen zu setzen und die Augen zu schließen. Das kann es nicht verstehen und so macht es munter weiter mit dem Denken. Noch besser, da du sonst gerade nichts zu tun hast, kann es die Gedanken so richtig schön zum kreisen bringen und dich auf immer neue gedankliche Reisen schicken oder es lässt dich ungelöste Probleme wälzen oder was auch immer ihm sonst so einfällt.
Also das wars dann mit dem meditieren, dann hören wir am besten auf damit, wenn das immer so ist!
Und viele Menschen, die dieses „meditieren“ mal ausprobieren möchten, machen genau das. Ich habe schon so oft zu hören bekommen: „Ich wollte auch mal meditieren, aber bei mir klappt das nicht. Ich kann das nicht. Ich muss immer an tausend Sachen denken und bekomme den Kopf einfach nicht leer. Da hab ich wieder aufgehört, das ist nichts für mich.“
Leider ist das einer der größten Irrtümer, denen man als Meditierender in die Falle gehen kann!
Wahrnehmung und Achtsamkeitsmediation
Denn der Sinn der Achtsamkeitsmeditation ist es nicht, den Kopf leer zu bekommen. Wir meditieren nicht, um in einen tranceartigen Zustand zu verfallen. Wir meditieren, um genau das wahrzunehmen, was sich gerade in unserem Geist und unserem Körper abspielt. Wir richten dabei unsere Aufmerksamkeit auf den Atem, weil der Atem immer da ist und er uns im Hier und Jetzt verankert. Und jedes Mal, wenn unsere Aufmerksamkeit vom Atem abdriftet, weil diese Affenhorde losrast, nutzen wir dies, um es zu bemerken und unsere Aufmerksamkeit zum Atem zurück zu bringen. Also ist jeder Moment des Zurückkommens ein Moment der Achtsamkeit , der uns dabei hilft, eben diese Achtsamkeit zu entwickeln. Das ist das Ziel der Meditation.
Gewahrsein und Meditation
Zugegeben, wir möchten unseren Geist auch ein bisschen erziehen. Wir möchten, dass er mit der Zeit immer länger beim Atem bleiben kann, damit er klar und ruhig werden kann. Denn ein einigermaßen ruhiger Geist ist die Voraussetzung für das, was wir „Gewahrsein“ oder „offenes Gewahrsein“ nennen ( lies hierzu meinen Artikel „Was ist eigentlich dieses komische Gewahrsein?“). Doch wir erreichen das, indem wir nicht krampfhaft versuchen, beim Atem zu bleiben, sondern indem wir immer wieder zurück kommen. Denn dieser krampfhafte Versuch wäre von vorne herein zum scheitern verurteilt.
Meditation mit Geduld und Zeit
In der Achtsamkeitspraxis geben wir allen Dingen die Zeit, die sie brauchen, um sich zu entwickeln. Ohne Streben und ohne Verurteilung, dafür mit ganz viel Geduld. Und genau so verhält es sich mit der Achtsamkeitsmeditation. Auch in der Meditation gehen wir geduldig und mitfühlend mit uns um, wir schweifen tausendmal ab und kommen tausendmal wieder zurück, ohne uns zu verurteilen. Manchmal scheint es dabei so, als würden wir überhaupt keine Fortschritte machen. Doch das stimmt nicht. Der buddhistische Mönch Bhante Henepola Gunaratana schreibt in einem seiner Bücher, dass der Mensch, der aus der Meditation herauskommt, nie der gleiche ist, der in die Meditation hineingegangen ist. Jede einzelne Meditation verändert also etwas tief in uns, auch wenn wir es nicht gleich wahrnehmen können.
Also, auf in den Kampf! Mache das Bändigen der Affenhorde zu einer Lebensaufgabe! Du wirst sehen, es lohnt sich.
Denn wie John Kabat-Zinn in einem seiner Bücher schreibt:
„Mediation ist nichts für Feiglinge“
John Kabbat-Zinn