Ginkgo und Achtsamkeit
Dies ist mein erster Beitrag aus der Reihe „Arzneipflanzen aus Sicht der Achtsamkeit“, denn wie ihr alle wisst, wenn ihr schon mal auf meiner Homepage unterwegs wart, bin ich nicht nur Achtsamkeitstrainerin sondern auch Apothekerin. Also habe ich mir gedacht, ich beleuchte die Anwendung einiger Arzneipflanzen mal aus Sicht der Achtsamkeit. Heute ist also als erstes der Ginkgo dran. „Ginkgo biloba“, so der lateinische Name des Ginkgo-Baums, der in der östlichen Medizin schon lange Anwendung findet.
Hier bei uns wird Ginkgo wegen seiner durchblutungssteigernden Wirkung im Gehirn eingesetzt, um das Gehirn möglichst lange fit und leistungsfähig zu halten vor Allem im Alter. Das klingt ja ganz toll, doch steht das nicht unserem Wunsch nach Achtsamkeit entgegen? Steht uns unser Gehirn und unser ständiges Denken nicht oft im Weg, wenn wir uns zur Meditation hinsetzen oder hinlegen? Ist es da sinnvoll, dieses Gehirn noch aktiver zu machen als es sowieso schon ist?
Die gute Nachricht ist: nein!
Denn: In der Meditation ist es nicht unsere Absicht, unsere Gedanken zu unterdrücken oder loswerden zu wollen. Wenn wir uns bewusst sind, dass diese Gedanken, die da ständig auftauchen, Phänomene unseres Geistes sind und nicht die Realität wiederspiegeln sondern nur unsere Interpretation derselben können wir sie ganz entspannt kommen und gehen lassen wie alles in der Meditation, ohne uns in ihnen zu verlieren. Meditation hat nämlich nichts zu tun mit einem abgestumpften Geist sondern mit einem klaren, wachen Geist, der alles wahrnimmt, was da so auftaucht und wieder verschwindet ohne sich darin zu verstricken. Im Gegenteil, „geistige Dumpfheit“ ist eines der 6 Hemmnisse in der Meditation und sollte so gut als möglich vermieden werden.
Also, bringt euer Gehirn auf Trapp, egal ob mit Ginkgo oder Kreuzworträtseln oder was auch immer, denn ein wacher Geist bringt euch der Achtsamkeit in Stück näher.